Karl Sieber wird am 15. Mai 1937 im Windsberger Nachbarort Nünschweiler geboren. Da sein Vater seit 1939 Soldat ist und 1944 stirbt, wächst er unter der Obhut seiner Mutter auf. Sie hatte von ihrem Vater das Geigenspiel erlernt und legt Wert darauf, dass dieses musikalische Erbe auch ihrem Sohn vermittelt wird. Seine erste Begegnung mit der Musik hat Karl Sieber deshalb bereits mit sieben Jahren als Geigenschüler des Pirmasenser Schulmusikers Dr. Robert Rhein. Später erhält er Geigenunterricht bei der Musik-lehrerin Charlotte Bahn.
Als Schüler des Leibniz-Gymnasiums begegnet er erneut Dr. Robert Rhein, der dort als Studienrat Musik unterrichtet. Er fördert Karl Sieber nun auch durch privaten Gesangsunterricht. Bei einer Schulveranstaltung singt der Siebzehnjährige unter Rheins Leitung den Bariton-Part in Telemanns „Schulmeister-Kantate“. Dieses Ereignis bringt ihn schließlich mit dem Chorgesang in Verbindung. Fritz Ringeisen, der Vorsitzende des Gesangvereins seines Heimatortes Nünschweiler, besucht die Veranstaltung und gewinnt Karl Sieber zunächst als Chorsänger und bald darauf als Chorleiter. Die Grundlagen dazu erwirbt er sich bei Kursen des Pfälzischen Sängerbundes.
Beim Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule in Kaiserslautern belegt Karl Sieber als Schwerpunkt seiner Ausbildung das Fach Musik. Wesentliche Erkenntnisse gewinnt er auch durch privaten Gesangsunterricht bei Erika Sandt in Pirmasens.
Seine pädagogische Tätigkeit führt ihn als Lehrer nach Höhfröschen, Windsberg, Winzeln und schließlich als Konrektor an die Robert-Schumann-Grundschule in Pirmasens. Auch in seinem beruflichen Aufgabenbereich spielt die Musik eine große Rolle und die Pflege der Schulmusik ist ihm stets ein wichtiges Anliegen. Er engagiert sich einige Jahre lang als Multiplikator an dem richtungweisenden Projekt „Musik in der Grundschule“.
Im März 1959 wird Karl Sieber von Albert Stegner, dem damaligen Vorsitzenden der Chorgemeinschaft Windsberg als Chorleiter für einen Auftritt des Gemischten Chors im Ostergottesdienst gewonnen. Durch die Unterstützung von Pfarrer Theodor Hutterer erreichen die Windsberger Sängerinnen und Sänger, dass er danach seine Tätigkeit noch um einige Wochen verlängert. Aus diesen wenigen Wochen werden schließlich 50 Jahre. Noch im gleichen Jahr veranstaltet er am 31. Oktober ein erstes Konzert im Saal Hüther. Von nun an widmet sich Karl Sieber in besonderer Weise dem Aufbau der Chorgemeinschaft und entwickelt viele neue Ideen, die den Windsberger Gesangverein weithin bekannt machen. Er ruft nacheinander neben dem Gemischten Chor neue Chorgruppen ins Leben, so dass sich abwechslungsreiche Programme gestalten lassen. Der Männerchor „Die Hochwaldlerchen“ erarbeitet erstmals in der Region „Rhythmische Chormusik“ und beschreitet damit einen modernen und erfolgreichen Weg. Es folgt die Gründung eines leistungsfähigen Kinderchors, dem eine „Singschule“ vorangestellt wird. Die Sängerinnen des Gemischten Chors fasst er zu einem Frauenchor zusammen. Schließlich ruft er 1980 den überregionalen „Karl-Sieber-Chor“ ins Leben, einen Männerchor, dem Manfred Schöpf als ständiger Pianist zur Seite steht. Mit diesem herausragenden Chor wirkt er nicht nur bei zahlreichen Funk- und Fernsehveranstaltungen mit, sondern unternimmt auch Konzertreisen nach Irland, USA, Kanada, Italien, Ungarn, Österreich und Frankreich. Auf seine Initiative geht letztlich auch der Bau der Sängerhalle zurück, mit der sich die Chorgemeinschaft einen idealen Probe- und Veranstaltungsraum schafft. Dadurch ist es möglich, mit der „Weinfest-Reihe“ eine neue Dimension von Veranstaltungen ins Leben zu rufen und schließlich gipfelt seine Windsberger Chorarbeit in den Festhallen-Konzerten und den „Festlichen Konzerten am 2. Weihnachtsfeiertag“. Neben seiner Chortätigkeit in Windsberg betreut Karl Sieber auch zeitweise Chöre in Nünschweiler, Höheischweiler, Höhfröschen, Dahn, Rodalben und Hermersberg.
Dreizehn Jahre lang leitet Karl Sieber als Vorsitzender den Sängerkreis Pirmasens, ehe ihm 1986 der Pfälzische Sängerbund die ehrenvolle Aufgabe als Bundeschormeister überträgt. Hier kann er nun dreizehn Jahre lang seine qualifizierten Fachkenntnisse im Bereich der Chormusik an die pfälzischen Chöre weitergeben. Er leitet das ganzjährige Chorleiterseminar, in dem er dem Chorleiternachwuchs als Dozent wichtige Grundlagen vermitteln kann. Für die aktiven Chorleiter organisiert er Fortbildungstagungen und als Sachverständiger bei Wertungssingen kann er wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Chorarbeit geben.
Für seine vielfältigen Tätigkeiten erfährt Karl Sieber auch die entsprechende Anerkennung. Vom Land wird er durch Kultusministerin Rose Götte mit der Peter-Cornelius-Plakette, von der Stadt Pirmasens durch Oberbürgermeister Dr. Robert Schelp mit der Stadt-Ehrenplakette in Gold ausgezeichnet, der Pfälzische Sängerbund und der Sängerkreis Pirmasens ernennt ihn zum Ehrenmitglied.
Karl Sieber heiratet 1960 die Windsbergerin Gisela Schneider. In Windsberg hat die Familie auch ihren Wohnsitz. Ihre beiden Kinder haben sich ebenfalls der Musik verschrieben. Sohn Wolfgang wandelt als Chordirektor der BASF-Werkschöre auf den Spuren des Vaters und Tochter Steffi hat sich als Opernsängerin einen Namen gemacht. Nach ihrer Opernkarriere gibt sie nun in der eigenen Musikschule ihre Erfahrungen als Gesangslehrerin weiter. Sechs musizierende Enkel setzen die musikalische Familientradition in der nächsten Generation fort.