Der Bau der Sängerhalle war für die Weiterentwicklung der Chorgemeinschaft Windsberg von zentraler Bedeutung. Erfüllten sich die Mitglieder doch damit den Wunsch nach einem gleichmäßig geheizten und geräumigen Proberaum, nach einem Veranstaltungssaal mit fester Bühne und den entsprechenden Nebenräumen, in denen sich Noten und alle Utensilien für die Durchführung von Veranstaltungen unterbringen ließen.
Die Planungen des Vorhabens begannen im Jahr 1969. Das gelungene Fest des 60-jährigen Bestehens hatte dem Verein stattliche finanzielle Einnahmen beschert, so dass sich der Kassenbestand von vormals 1.500.-DM auf rund 10.000.- DM erhöhte. Das Beispiel des Gesangvereins Nünschweiler, dem es gelungen war, bei einer ähnlichen Kassenlage und möglichst hohen Eigenleistungen eine Halle zu errichten, regte die Windsberger Vereinsführung dazu an, sich mit entsprechenden Plänen zu befassen. Die Voraussetzungen waren auch aus einem anderen Grund günstig: Die meisten Windsberger Sänger waren zwischen 25 und 40 Jahren alt, also im richtigen Alter um ein solches Projekt zu beginnen.
In der Ausschusssitzung vom 9. Oktober 1969 wurde beschlossen, an die damals noch selbständige Gemeinde Windsberg einen Antrag auf die Überlassung eines Festplatzes zu stellen, mit dem Ziel, darauf eine Halle zu errichten. In Frage kam die Lehmenkaut, auf der allerdings die Halle der Dreschgenossenschaft stand, eine Holzkonstruktion, in der die Dreschmaschine untergebracht war. Nachdem die Mähdrescher seit einigen Jahren die Aufgaben der Dreschmaschine übernommen hatten, ließ sie die Genossenschaft verschrotten und verkaufte die Halle für 5.000 DM an die Gemeinde. Die Sänger konnten nun darangehen, die Dreschhalle abzureißen.
Um sich einen möglichst guten Überblick über die Möglichkeiten der Raumeinteilung des vorgesehenen Bauprojektes zu verschaffen, besichtigte der Ausschuss die Sängerhallen in Rodenbach bei Kaiserslautern und in Nünschweiler. Die Erkenntnisse, die man hierbei gewann, flossen in die Planung ein, die dem Winzler Architekten Ludwig Wilhelm übertragen wurde. Er stellte sich als Glücksfall für das Vorhaben heraus. Ludwig Wilhelm erstellte nicht nur den Bauplan, sondern stand während der gesamten Bauzeit mit Rat und Tat zur Seite. Fast täglich kam er zur Baustelle und begutachtete den Arbeitseinsatz, das alles ohne Entgelt. Aus Dankbarkeit wurden Ludwig Wilhelm und sein Schwiegervater Hermann Müller, der damals noch Chef des Winzler Architekturbüros war, bei der Einweihung zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Ein kritischer Punkt des Vorhabens war die Finanzierung. Ein Zuschussantrag an die Gemeinde sollte weiterhelfen. Am 23. März 1970 wurde dem Antrag über 30.000 DM zugestimmt. Etwas kurios war allerdings das Abstimmungsergebnis mit zwei Ja-Stimmen und neun Enthaltungen. Wenn man bedenkt, dass die Gemeindekasse zwei Jahre später mit einem Bestand von 70.000 DM bei der Eingemeindung in die Stadtkasse überführt wurde, so fragt man sich, warum die Zuschussvergabe den Ratsmitgliedern so schwer fiel, zumal Windsberg keinen anderen Raum von vergleichbarer Größe und Einrichtung vorzuweisen hatte. Einen stattlichen Betrag von rund 10.000 DM „ersang“ sich der damalige Männerchor „Hochwaldlerchen“ zusammen mit Solistinnen aus dem gemischten Chor bei „Bunten Abenden“, die mit abendfüllenden Programmen zugunsten des Hallenbaus gestaltet wurden. Diese Windsberger Sängertruppe gastierte allein im Frühjahr 1970 in Saalstadt, in Höhmühlbach, in Nünschweiler und in Wallhalben. Im Sommer folgten Aufführungen in Winzeln, Bottenbach und nochmals Höhmühlbach. Auch im darauffolgenden Jahr wurden mit Veranstaltungen in Bruchweiler, Lautzkirchen, Rieschweiler, Ixheim, Dellfeld und Pirmasens (Gewerkschaft Leder) alle Möglichkeiten genutzt, das Baukapital zu erhöhen. Diese vielen Auftritte hatten allerdings noch einen wichtigen Nebeneffekt. Die Chorgemeinschaft wurde weit und breit für ihre musikalischen Leistungen bekannt, was ihr später die vielen Weinfestbesucher bescherte. Nachdem auch Spendenaktionen in Windsberg selbst mit 6.000 DM und bei auswärts wohnenden Windsbergern mit weiteren 1.500 DM sehr erfolgreich verliefen, konnte das Projekt mit veranschlagten 70.000 DM für Eigenleistungen und einem Bankdarlehen über 50.000 DM in Angriff genommen werden.
Als nach einigen Diskussionen auch der heutige Standort festgelegt war, erfolgte am 25. Juli 1970 der erste Spatenstich. In den nächsten Wochen und Monaten wurde nun Samstag für Samstag am Bau gearbeitet.
Als einzigen Fachmann beschäftigte der Verein den Maurerpolier Herbert Pfeifer aus Nünschweiler. Er verstand sich sehr gut mit seinen „Helfern“ und war immer bereit, bei den begrenzten Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen, zu improvisieren.
Nachdem die Errichtung des Kellers zügig vorangekommen war, konnte am 4. Oktober 1970 die Grundsteinlegung erfolgen, bei der auch Chöre aus Höheinöd, Höhmühlbach und Nünschweiler mit von der Partie waren. Der nächste Bauabschnit wurde am 29. August 1971 mit dem Richtfest beendet.
Bis dahin waren bereits über 4.000 freiwillige Arbeitsstunden geleistet worden. Abordnungen der Chöre aus Clausen, Gersbach und Nünschweiler nahmen an der Feier teil.
Nach vielen weiteren arbeitsreichen Wochenenden war das Werk schließlich im Frühjahr 1972 vollendet. Die Einweihung der Sängerhalle am 27. Mai 1972 wurde zu einem zentralen Ereignis in der Vereinsgeschichte. Ein anspruchsvolles Chorprogramm umrahmte den Festakt, in dessen Mittelpunkt die symbolische Schlüsselübergabe von Architekt Ludwig Wilhelm an den Vorsitzenden Emil Bayer stand.
Der Bau der Sängerhalle stellte nicht nur ein eindrucksvolles Beispiel zielstrebiger Vereinsarbeit dar, sondern war auch ein deutliches Zeichen für eine intakte Dorfgemeinschaft, denn unter den insgesamt 62 freiwilligen Helfern waren auch viele, die nicht als Sänger der Chorgemeinschaft angehörten. Insgesamt wurden 7.602 Arbeitsstunden geleistet. Mit 750 Stunden führte Heinz Stegner die Liste der eifrigsten Helfer an, gefolgt von Hans Frey mit 713 Stunden und Ludwig Frey mit 644 Stunden.